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Comment

Allgemeines zum Comment

Brauchtum und Tradition bestimmen in vielfältigen Formen unser ganzes Leben. Sie konstituieren Gesellschaftsformen und dokumentieren die Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen. Formen des Brauchtumes begegnen uns überall, ob es sich nun um gesellschaftliche Anlässe, einen Staatsbesuch oder aber um ein Treffen im privaten Bereich handelt. Brauchtum verbindet, schafft eine gemeinsame Sprache, die von allen verstanden wird, dient aber zugleich auch der Abgrenzung von Fremden. Eine Gruppe, die vorgibt, ganz ohne äußere Zeichen auszukommen, ist kaum ehrlich. Seit der Gründung der Universitäten kommt den Studenten in Öffentlichkeit und Gesellschaft eine besondere Stellung zu. Bewußt haben sie sich schon früh von ihrer Umwelt abgegrenzt und spezielle Organisations- und Lebensformen gewählt. Schon im Mittelalter entwickelten sich aus dem Zusammenleben der Studenten bestimmte Verhaltenskonventionen, für die sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Begriff „Comment” (französisch "wie") durchsetzte. Ursprünglich regelte er nur Formelles; man verstand darunter kaum mehr als die Fähigkeit, einen Kommers richtig zu veranstalten oder sich zu schlagen. Erst mit der Zeit wurde der Begriff mehr und mehr erweitert. Er regelte nun das Auftreten, Sitten, Haltung und Anstand der Studenten, die Durchführung von Gemeinschaftsveranstaltungen und das Austragen von Streitigkeiten. Damit erhielt er zunehmend erzieherische Komponenten und erlangte die Bedeutung einer Standesordnung. HEINRICH HEINE spottete darüber: „Ihr Gesetzbuch, welches Comment heißt, verdiente wirklich in den Leges barbarorum eine Stelle.” Der älteste schriftlich überlieferte Comment ist der 1791 in Jena zwischen den Landsmannschaften und den Orden vereinbarte. Heute umfaßt der Comment das gesamte studentische, insbesondere das korporationsstudentische Brauchtum. Er stellt keine festgefügten und unabänderlichen Regeln auf, die Satzung oder Vereinsordnung erwähnt ihn mit keinem Wort. Sicher war er auch kein treibendes Moment oder Anstoß unserer Gründungsväter, als sie die Markomannia ins Leben riefen. Andere Fragen waren viel ausschlaggebender. Dennoch aber fühlt sich die Markomannia seit der Gründungszeit der Pflege studentischen Brauchtums verpflichtet. Brauchtum und Comment schaffen eine gemeinsame Bezugsbasis, einen Rahmen, der das gegenseitige Kennenlernen und das Knüpfen von Kontakten erleichtert. Sie schaffen ein gemeinsames Band zwischen Alt und Jung, helfen mit, Generationen zu überbrücken und erlangen so eine besondere Bedeutung für den Lebensbund, auf dem unsere Gemeinschaft basiert. Die aus der Geschichte erwachsene Tradition stellt uns aber zugleich vor eine Herausforderung, die — zu spät erkannt — schnell zu einer Gefahr werden kann: der Gefahr nämlich, an äußeren Formen und Ritualen festzuhalten, deren Inhalt längst erstarrt und abgestorben ist. Entscheidend ist der Elan und die Begeisterung, die unsere Gemeinschaft tragen. Tradition heißt nicht, Asche aufzubewahren, sondern eine Flamme am Leben zu erhalten! Geschichte und Tradition richtig verstehen heißt, stets neu das Althergebrachte zu überdenken und Lehren zu ziehen zur Bewältigung von Gegenwart und Zukunft.

Comment im Korporationsalltag

In vielfältiger Form begegnet uns der Comment im Korporationsleben: Keilandi heißen die interessierten Gäste, Fuchs, Bursch und Philister sind die Stationen der Mitgliedschaft. Der Comment ordnet den Chargen ihre Bezeichnungen zu, wichtige Einschnitte des Korporationslebens sind die Reception, Promotion und Philistrierung. Der KV ist nicht ein farbentragender, sondern ein farbenführender Verband. Außenstehende werden zwischen diesen Begriffen kaum eine Differenzierung treffen, zur Unterscheidung der einzelnen Studentenverbände und -vereine spielen diese Begriffe sehr wohl eine Rolle: Bei den farbentragenden Verbänden trägt jedes Mitglied Band und Mütze. Markomannen kennen weder das eine noch das andere. Dennoch haben sie, wie jede Korporation ihre eigenen Farben. Diese zieren die Vereinsfahne, werden in der Farbenstrophe besungen und finden sich an den Zipfeln wieder. Letztere werden in Bier-, Wein- und Sektzipfel — jeweils mit unterschiedlicher Funktion verbunden — unterteilt. Der Zirkel, der historisch aus Ordenszeichen abgeleitet werden kann, ist ein für eine jede Korporation eigenes Erkennungszeichen. Bis 1783 läßt sich diese Tradition zurückverfolgen. Seit 1820 wird hinter dem Zirkel ein Rufzeichen gesetzt. Bestandteile des Zirkels sind der Anfangsbuchstabe der Korporation sowie die ineinander verschlungenen Buchstaben „v”, „c” und "f". Zunächst war mit diesen Buchstaben die Bedeutung „vivant Fratres coniuncti” verbunden, ab 1795 „vivat circulus fratrum”. Heute ordnet man ihnen meist „vivat — crescat — floreat” zu.

Prägend für das Bild des Korporationsstudententums in der Öffentlichkeit — und damit verantwortlich für die gemeinhin verbreiteten Vorurteile — sind jedoch Kommers und Kneipe als gesellige studentischen Feste und das Chargieren. Darunter versteht man das Auftreten der Chargierten als Repräsentanten der Korporation bei besonderen Anlässen innerhalb und außerhalb der Korporation. Die ausschließlich zu diesen Anlässen getragene Festtracht stammt aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts. Unterschieden wird im KV zwischen Voll- und Salonwichs. Der Vollwichs besteht aus Paradecerevis bzw. Barett, Pekesche, Schärpe in den Korporationsfarben, weißer Hose, weißen Handschuhen, Gehänge mit Schläger, Stulpen und Stiefeln, eventuell mit Sporen. Dem Salonwichs, der seit dem Wintersemester 1909/10 bei der Markomannia eingeführt ist, werden Schärpe, Cerevis bzw. Barett und weiße Handschuhe zugerechnet. Dazu wird ein schwarzer Anzug getragen. Kommerse und Kneipen innerhalb der Korporation und des Verbandes sowie Gottesdienste, Umzüge, Prozessionen, Hochzeiten und Beerdigungen bieten Anlaß zum Chargieren. Schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts trafen sich die Studenten wenigstens einmal wöchentlich zu einer Kneipe. Meist gab es kein festgefügtes Programm — mehr oder weniger ernste und heitere Gespräche kennzeichneten den Abend. Erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Abend zunehmend durch feste Zeremonien festgelegt. Besonders der „Salamander” hat durch den sonderbaren Namen und die eigenartige Zeremonie die Phantasie beflügelt. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts kam die Bezeichnung „Kommers” für eine feierliche Form studentischen Beisammenseins auf. Bis heute ist die äußere Form mit geringen Abweichungen erhalten geblieben. Dabei ist der Kommers keine studentische Erfindung. Trinkfeste, die kultische Züge tragen, kennen wir schon in der früheren Menschheitsgeschichte; am bekanntesten ist wohl das Symposium der Griechen. Früher führte beim Hospiz der Hausherr als Präsidium zum Zeichen seiner Würde und Funktion einen Schlüssel. Ihm oblag es, jeden der Teilnehmer mit einzubeziehen, einzelne zur Ordnung zu rufen, Wortbeiträge zu koordinieren und so den Abend zu einem Erlebnis der Gemeinsamkeit für alle werden zu lassen. Im Vergleich zur Kneipe findet der Kommers in größerem Rahmen statt. Fünf Chargen bilden das Präsidium. Damen, Ehrengäste und befreundete Korporationen werden eingeladen, oft auch Vertreter der Presse. Zwar gibt der Comment wesentliche Elemente vor, doch ist das Gelingen einer solchen Veranstaltung abhängig von dem Esprit, Geist und Elan des Präsiden, nicht wenig aber auch von der Bereitschaft der Corona, sich aktiv in das Geschehen einzubringen. Kneip- und Chargiercomment legen Verhaltensmaßregeln für alle Teilnehmer fest. Sie sichern so den ordnungsgemäßen Ablauf der Feier. Nur durch die Bereitschaft aller Beteiligten, gewisse Grundregeln einzuhalten, können Kneipe und Kommers zu einem gemeinsamen Erlebnis werden, das sowohl gruppenbildende wie -bindende Zwecke erfüllt. Sinn der nun folgenden Kapitel ist es, Grundbegriffe des Comments darzustellen, wie er bei der Markomannia derzeit gepflegt wird. Nochmals sei darauf verwiesen, daß der Comment aus der Tradition erwachsen ist und er nicht das Ergebnis langer Conventsdebatten oder -beschlüsse ist. Die Weiterentwicklung des Brauchtums bleiben der Gegenwart und Zukunft vorbehalten.

Anmerkungen zum Comment

Der korporationsstudentische Comment hat sich im Laufe seiner Entwicklung von der reinen Festlegung und Normierung des Ablaufes studentischer Feste zu einem Verhaltenscodex entwickelt, der sich nicht auf das Korporationshaus beschränkt, sondern das gesamte Lebensumfeld einschließt. Die Achtung allgemeiner gesellschaftlicher Umgangsformen ist selbstverständlich eingeschlossen und bedarf keiner gesonderten Erwähnung. Auf einige Besonderheiten sei hier hingewiesen:

  • Die in der Markomannia geltende bundesbrüderliche Freundschaft auf dem Boden des Lebensbundprinzips gilt in übertragender Weise auch für die Kartellbrüder im KV. Auch wenn die Kontakte wegen der Größe des Verbandes zu vielen Kartellbrüdern nicht in gleicher Weise vertieft werden können, wie dies innerhalb der Markomannia möglich ist, erwarten die KbKb mit Recht ein entsprechendes Entgegenkommen. Auf das unter Kartellbrüdern gebräuchliche „DU” wird verwiesen.
  • Studierende Kartellbrüder. die nicht persönlich bekannt sind, werden mit „lieber Kartellbruder” angeredet.
  • Mitglieder anderer Verbände werden als „Vertreter einer ...” begrüßt. Farbenbruder ist als Bezeichnung im KV nicht angebracht, da der KV nicht-farbentragend ist.
  • Bei offizieller Anrede werden die Chargen mit „Hoher ...” (und Chargenbezeichnung) angeredet. Selbiges gilt für Schreiben an Chargen, Convente, Kommissionen und das Präsidium einer Kneipe oder eines Kommerses.
  • Gegenüber Ehrengästen gelten folgende Anreden:
  • „Eminenz`” — Päpstlicher Legat, Kardinal
  • „Exzellenz” — Apostoloischer Nuntius, Bischof, Botschafter
  • „Magnifizenz” — Rektor der Universität
  • „Spectabilität” — Prorektor, Kurator, Kanzler und Dekan
  • Beim Grüßen und Begrüßen gilt:
  • Der Jüngere grüßt zuerst den Älteren, der Herr die Dame.
  • Ausnahme: Ein Alter Herr — ebenso wie jeder Bundesbruder — in Begleitung seiner Dame wird zuerst begrüßt, falls die Dame nicht persönlich bekannt ist, verbunden mit der Bitte, der Dame vorgestellt zu werden. Ist die Dame persönlich bekannt, wird sie zuerst begrüßt.
  • Der Herr grüßt immer mit einer Verbeugung, wobei er die Jacke schließt, und wartet, bis die Dame oder der Ältere ihm die Hand reicht. Er steht stets auf.
  • Beim Vorstellen und Bekanntmachen gilt:
  • Die Jüngeren werden den Älteren, die Herren den Damen vorgestellt. Dabei nennt der Vermittelnde den Namen des Jüngeren vor dem des bedeutend Älteren und den des Herrn vor dem der Dame.
  • Ausnahme: Eine junge Dame wird einem Alten Herrn vorgestellt.
  • Bei der Begrüßung zweier Paare, von denen sich nur die Bundesbrüder kennen, begrüßen sich zuerst die beiden Herren, danach stellen zuerst der hinzukommende, dann der andere Herr sich gegenseitig ihre Damen vor; am Schluß begrüßen sich die beiden Damen.
  • Ansonsten reichen sich bei einer Begrüßung zweier Paare zuerst die Damen die Hand, darauf die Damen den Herren und am Schluß die Herren untereinander.
  • Ist niemand zugegen, der das Vorstellen oder Bekanntmachen vermitteln kann, darf man sich auch selber vorstellen.

Allgemeine Trinksitten

  • Das Weinglas ergreift man nicht oben am Kelch, sondern am Stiel. Das Bierglas faßt man, wenn es keinen Henkel hat, unterhalb der Mitte.
  • Beim Zutrinken hebt der Herr das Glas bis in Brusthöhe und verneigt sich leicht grüßend zu dem anderen.
  • Als Gast wartet man, bis der Gastgeber das Glas erhebt, später darf jeder zwanglos trinken.
  • Beim Einschenken faßt man die Flasche in der Höhe des Etiketts und gießt — den Handrücken oben — ein.
  • Ein Nachtropfen vermeidet man durch ein kurzes Drehen der Flasche.
  • Der erste Schluck einer Weinflasche wird in das eigene Glas gefüllt

Siehe auch